Neustes

Ursprünge

Der Ursprung des Begriffes „Gilde“, früher „Gildi“ oder „Gilti“, liegt im Altnordischen und bezeichnet Opferfeste kultischer Männerbünde mit anschließendem Opferschmaus! Mit dem Wort „Gyldan“ wurde die Zahlung eines Beitrages zu einem Gelage verbunden. Im Keltischen bedeutet das Wort „Gildi“ soviel wie „Opfer“. Im Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Bd.I, Sp. 1688 heißt es:“Die Gilde erscheint als ein auf freier Einigung beruhende, oft durch Eid bekräftigte Personenvereinigung zu gegenseitigem Schutz und Beistand, zu religiöser und gesellschaftlicher Tätigkeit, sowie zur beruflichen und wirtschaftlichen Förderung ihrer Mitglieder.“

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich Ziele und Ansprüche verändert, bzw. sind den Erfordernissen und gesellschaftlichen Veränderungen der jeweiligen Zeit angepasst worden. Geblieben aber ist der Wille dieser Vereinigungen, fortzubestehen, Tradition und Brauchtum angemessen zu wahren und zu pflegen, diese auch in der Öffentlichkeit darzustellen und in Geist und Kameradschaft zusammenzustehen.

Eine ebenso einfache wie einleuchtende andere Deutung des Wortes „Gilde“ mag dabei helfen: Wir lesen in dem Begriff auch die Worte „entgelten“, „vergelten“ im Sinne von „Danksagen“. „Vergelt´s Gott“ sagen die Süddeutschen. Leicht übertragbar auf norddeutsches Gildeleben.

Die Gilde im Wandel der Zeit

Die Plöner Schützengilde von 1621 e.V. ist die älteste Vereinigung in unserer Stadt. Vermutlich ist sie bereits in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden, möglicherweise auch schon viel früher. Da hierzu keine schlüssigen Beweise vorliegen, hat die Gilde das Jahr 1621 als ihr Gründungsjahr bestimmt. Aus diesem Jahr existiert ein kleiner Silberschild, den der Vogel am Königsschild der Gilde im Schnabel hält. Auf diesem Schild ist zu lesen:

Anno 1621 – H. Claus Blankenbiel. D.Aelt.“ ( der Ältere )

C. Blankenbiel war zu der Zeit Bürgermeister der Stadt Plön und nachweislich der 1. Bürger der Stadt, der König der Gilde war.

Da die Plöner Schützengilde aufgrund fehlenden urkundlichen Materials nur bis 1651 in ihrer Gesamtexistenz zurückverfolgt werden kann, ist es sehr schwer, sie in die allgemeine Entwicklung einzuordnen, sowie ihr damaliges Selbstverständnis klar zu definieren. Zu vermuten ist, dass sie aus einer geistlichen Brüderschaft des frühen Mittelalters hervorgegangen ist.

Mit dem Gildebuch (Statuten) von 1651 als der ältesten erhaltenen schriftlichen Nachricht der Plöner Schützengilde stellt sich die Gilde nach den Wirren des 30 jährigen Krieges (1618-1648) neu auf und bestimmt ihre Aufgaben und Ziele als Schützen- und Totengilde. Neben einer reinen Schützenbruderschaft, die mit Waffen umgehen kann, Geselligkeit pflegt und ein Schützenfest feiert, verstand sie sich somit auch als Hilfsgemeinschaft bei Krankheit und Tod. Mit dem 1703 folgenden Gildebuch (Schützenordnung) wird das Verhältnis von Schützengilde und Totengilde als eine Gilde neu bestimmt, auch ändern sich im Laufe des 18. Jahrhunderts die Aufgaben der Totengilde. Überliefert ist jedoch, dass die Totengilde als „Nebengilde“ der Schützengilde bis in das 19. Jahrhundert hinein bestanden hat, 1833 mit der Plöner St. Johannis-Totengilde „fusionierte“ und die Plöner Gilde von diesem Zeitpunkt an eine reine Schützengilde war. Unberührt von dieser Entwicklung galt und gilt in der Plöner Schützengilde die selbstverständliche Pflicht, einem verstorbenen Gildebruder mit einer Fahnenabordnung die letzte Ehre zu erweisen, einen Lorbeerkranz niederzulegen und einen würdigen Nachruf zu gestalten.

Zu allen Zeiten hält die Plöner Schützengilde engen Kontakt zur Stadt und ihren Bürgern. Sie zeigt ihr Selbstbewußtsein und ist stolz auf Existenz und Leistung der Gemeinschaft. Bürgermeister und Ratsherren, Handwerker, Kaufleute, Beamte, Angestellte, Arbeiter, Ärzte und Apotheker- allesamt zuverlässige und unbescholtene Bürger unserer Stadt – gehören der Gilde an und werden oft auch ihre Könige.

Der Gilde besonders zugetan waren die meisten Plöner Herzöge, allen voran Herzog Hans Adolf, der sich nach 1683 und 1697 angetragener Königswürde ausgesprochen stiftungsfreudig und großzügig zeigte. Nicht minder der letzte Herzog von Plön, Friedrich Carl, der 1731 König der Gilde wurde und in den Folgejahren ein großer Förderer der Gilde war. Seit ihrer Entstehung durchlebte die Plöner Schützengilde eine wechselvolle Geschichte. Höhepunkte und das Gildeleben immer wieder belebende und erneuernde Ereignisse waren u.a. die Neugründung 1651 mit dem ersten überlieferten Gildebuch ( Statuten), die Gildemitgliedschaft und das Wirken des Plöner Herzogs Hans Adolf über 20 Jahre zu Ende des 17. Jahrhundert, desgleichen des letzten Plöner Herzogs Friedrich Carl über viele Jahre des 18. Jahrhunderts, die Regentschaft des dänischen Königs Christian VIII., der das Plöner Schloss als Sommerresidenz nutzte, der Gilde 1840 eine Fahne schenkte und 1841/1842 König der Gilde war und schließlich das Jahr 1866, als Plön unter der neuen preußischen Regierung Kreisstadt wurde und die Gilde neuen Aufschwung nahm und eine neue Blütezeit erlebte. 

Bedingt durch den 2. Weltkrieg ruhte das Gildeleben von 1939 bis 1949. Bereits am 23. November 1948 aber hatten sich 23 Mitglieder der Gilde zu ihrer ersten Generalversammlung nach dem Krieg getroffen und den grundlegenden Beschluß gefaßt,die Gilde wiedererstehen zu lassen und die innere Organisation neu aufzubauen. Zu Ältermännern wurden der Klempnermeister Heinrich Ehlers und der Viehkaufmann Willi Schönjahn gewählt. Maurermeister Friedrich Jäger war der seit 1939 amtierende König der Gilde. Am 18 Juli 1950 fand im „Hotel zum Prinzen“ die nächste, man kann sagen die erste offizielle Generalversammlung nach dem Krieg statt. Einstimmiger Beschluß u.a. war, das Gildefest wieder stattfinden zu lassen. So feierte die Gilde am 02. August 1950 – sie hatte 66 Mitglieder – das 1. Bürgervogelschießen auf der Fegetasche. Der amtierende 1. Ältermann Heinrich Ehlers wurde an diesem Tag erster König der Gilde nach dem Krieg.

In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg bis heute waren die herausragenden Ereignisse die Wiedererstehung bzw. Neugründung der Gilde 1950, die Feiern zum 350 und 375 jährigen Bestehen der Gilde 1971 und 1996 mit in der Gildegeschichte erstmaliger Herausgabe einer Gildechronik „1621-1996, 375 Jahre Plöner Schützengilde“, die Teilnahme der Gilde an der 750-Jahr-Feier unserer Stadt Plön 1986 mit Ausmarsch und Festveranstaltung. Eine besondere Ehre wurde der Gilde 1967 zu Teil, als der Ministerpräsident ihr die Gildekette überreicht:

„Im Namen des Landes Schleswig-Holstein übereiche ich in Anerkennung und Würdigung allzeit bewährten Bürgersinns, der Wahrung von Sitte und Brauch des deutschen Volkes und unserer Heimat und des Dienstes an der Gemeinschaft der Plöner Schützengilde von 1621 die Gildekette. Kiel, den 12. Juli 1967 gez.: Lemcke, Ministerpräsident“

Die Kette trägt seitdem der 1. Ältermann an den Festtagen der Gilde.

1979 wird der Vorstand der Gilde um ein Mitglied erweitert. Bisher waren nur die beiden Ältermänner im Vorstand der Gilde, nun gehört auch der Major satzungsgemäß dazu. Mit der Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht wird die Plöner Schützengilde zu einem eingetragenen Verein.

Die Plöner Schützengilde von 1621 hat trotz mancher Widrigkeit, Behinderung und Stillstand durch Kriege, politische Einflussnahme und allgemeine gesellschaftliche Veränderung die Jahrhunderte überdauert und präsentiert sich heute als eine selbstbewußte und angesehene Vereinigung in unserer Stadt. Dies war nur möglich mit Männern, die immer wieder Verantwortung übernahmen und, jeder an seinem Platz, im Wissen um die Werte von Tradition und Brauchtum, Heimat und Gemeinschaft, tatkräftige und überzeugende Arbeit für das Leben und den Fortbestand der Gilde geleistet haben.

Es ist von Herzen zu wünschen, dass es so bleibt ! Die Gilde hat es verdient !